28. September 2023
Die gegenwärtigen politischen Initiativen in Deutschland konzentrieren sich auf die Steigerung der Energieeffizienz und den Ausbau der erneuerbaren Energien im Gebäudebereich. Obwohl der Schwerpunkt vor allem auf dem aggregierten Primärenergieverbrauch und der Qualität der Gebäudestrukturen liegt, wird das Potenzial der Gebäudeautomation zur Effizienzsteigerung – wie auch in anderen EU-Mitgliedstaaten – noch nicht ausreichend erkannt. Um diese Lücke zu schließen, sieht die aktuelle EU-Gebäuderichtlinie die Einführung eines Smart Readiness Indicator (SRI) durch einen delegierten Rechtsakt vor. Dieser Indikator soll die Einführung intelligenter Gebäudetechnologien vorantreiben. Dabei stehen drei Hauptziele, die im Vordergrund stehen: Steigerung der Gesamtenergieeffizienz (und damit des Klimaschutzes), Erhöhung der Netzzuverlässigkeit (Gewährleistung einer zuverlässigen Energieversorgung und Erleichterung der sektoralen Integration) und Verbesserung des Nutzerkomforts (Einbeziehung von Elementen der Bequemlichkeit und des Wohlbefindens).

Die EU-Kommission hat den Smart Readiness Indicator (SRI) als ein zunächst freiwilliges Instrument eingeführt, das den Mitgliedstaaten der Europäischen Union die Möglichkeit gibt, seine Umsetzung an die nationalen Bedingungen und klimatischen Faktoren im Gebäudesektor anzupassen. Diese Flexibilität ist besonders wichtig für Staaten, die sich für eine Testphase entscheiden, in welcher die gesammelten Erfahrungen zu Anpassungen des SRI führen können. Während die Berechnung der Intelligenzwerte einem standardisierten methodischen Rahmen folgt, behalten die Mitgliedstaaten die Befugnis, Anpassungen am SRI vorzunehmen. Die Digitalisierungswelle verändert das Energiesparen sowohl in Gebäuden als auch in der Industrie. Insbesondere im Gebäudebereich eröffnet die Digitalisierung neue Möglichkeiten, was die Wichtigkeit einer Einschätzung des Digitalisierungsgrades von Neu- und Bestandsbauten und somit des SRI unterstreicht. 

Digitale Technologien ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung der Betriebsabläufe, die Aufdeckung von Effizienzpotenzialen und die Erkennung von Fehlern. Digitalisierung realisiert zudem innovative Anwendungen wie die Sektorenkopplung, die Photovoltaik-Wärmepumpen-Kopplung und die Materialverfolgung innerhalb von Gebäuden in Echtzeit. Die Integration von Anwesenheitssensoren verbessert beispielsweise die Heizeffizienz, indem sie intelligent mit Heizungssteuerungssystemen verknüpft werden. Durch die Verknüpfung von gelernten Algorithmen mit Wetterinformationen können Heizungssysteme den Wärmebedarf genau vorhersagen und die Wärmeerzeugung nur bei Bedarf aktivieren. Die effiziente Bewältigung von Lastspitzen ist von zentraler Bedeutung, und eine sorgfältige Dokumentation des Energieeinsatzes in Energiemanagementsystemen verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Lastspitzen und Produktionsabläufen. Darüber hinaus ermöglichen digitale Technologien und Infrastrukturen die Entwicklung von Anwendungen für den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden. Dazu gehört bspw. Building Information Modeling (BIM), jedoch können auch Sektoren wie die Elektromobilität in die Gebäude hineinreichen und den Energieverbrauch sowie die Umweltauswirkungen beeinflussen. 

Im Rahmen des Konsortialprojekts des Center Smart Commercial Building wurde ein SRI erstellt, der auf die EU-Methodik zugeschnitten ist. Das primäre Ziel dieses Projekts ist es, einen auf deutsche Verhältnisse zugeschnittenen SRI zu erstellen, der Energieeffizienz und innovative Energieansätze in Gebäuden in den Vordergrund stellt. Die aus dem SRI gewonnenen Analyseergebnisse wurden genutzt, um eine zusammenhängende Sicht auf potenziell belastbare Ideen zu bieten. Dies führte zu einem wertvollen Betriebsbericht, der die Umsetzung des SRI ausführlich darlegt und sofortigen Zugang zu einem verifizierten Standardinstrument für die unparteiische und technisch geführte Bewertung bestehender Bürogebäude gewährt. Zusätzlich werden Empfehlungen für den nationalen Umsetzungsprozess und die Kommunikation mit der EU-Kommission hinsichtlich möglicher Anpassungen oder Erweiterungen des SRI-Systems für andere Mitgliedsstaaten gegeben. Dies garantiert, dass die vorgeschlagenen Änderungen innerhalb der von der Kommission vorgesehenen Flexibilität für die Anpassung der SRI liegen.

Das Konsortialprojekt des Center Smart Commercial Building begann mit einer literaturbasierten Untersuchung der Einsparpotenziale durch intelligente Gebäudetechnik in Deutschland. Anschließend wurde eine Analyse der Stakeholder und der potenziellen Wirkungsketten durchgeführt, um die Mechanismen und die daraus resultierenden Anforderungen an den SRI besser zu erfassen. Diese Analyse diente einem doppelten Zweck. Zum einen sollte sie einen Überblick über die verschiedenen Interessengruppen geben, die von der Einführung eines SRI profitieren oder davon betroffen sein könnten. Zum anderen ging es um die verschiedenen Auswirkungen eines SRI auf diese Stakeholder, um deren Informationsbedarf zu verstehen und so Informationen für die Gestaltung des SRI zu erhalten.

Um dies zu erreichen, wurden zunächst verschiedene Stakeholder-Gruppen identifiziert, wobei zwischen treibenden, teilnehmenden und finanzierenden Akteuren unterschieden wurde. Anschließend wurden verschiedene Wirkungsketten des SRI definiert, wobei der Schwerpunkt auf der Funktionsweise, den erforderlichen Bedingungen und den erwarteten Ergebnissen lag. Für das Gebäude des Clusters Smart Logistik auf dem RWTH Aachen Campus wurde eine gründliche Evaluierung durchgeführt, die zur Festlegung konkreter Modernisierungsziele führte. Anschließend wurde eine sorgfältige SRI-Bewertung vorgenommen, die zur Erkennung und Priorisierung der wichtigsten Bereiche für Maßnahmen führte. 

Unsere Konsortialpartner:
ComConsult GmbH | Fujitsu Services GmbH | IEE S.A. | NetAachen GmbHregio iT gesellschaft für informationstechnologie mbhRegionetz GmbHSchindler Deutschland AG & Co. KGSlalto System GmbH | STAWAG Stadtwerke Aachen Aktiengesellschaft

Handbuch in Kürze zum Download Verfügbar
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Michael Dratwa ist studierter Architekt der RWTH Aachen. Im Juli 2019 begann er seine Laufbahn bei der Metropolitan Cities MC GmbH und im Center Smart Commercial Building als Young Professional für Visualisierung und 3D Artist. Seit Oktober 2022 hat Michael Dratwa die Position des Projektmanagers inne und unterstützt die Kunden des Center Smart Commercial Buildings bei der Erstellung von Smart Building- und Mobilitätskonzepten.